Die wesentliche Barriere, Hunde und Wölfe der gleichen Reproduktionseinheit zuzurechnen besteht aber im Verhalten. Eine Mischung erzeugt inkongruente Verhaltensweisen, die dem Überleben abträglich sind. Die wenigen Überlebenden führen nicht zu einer erheblichen Vermischung, da sie, um zu überleben, im Phänotyp zum Großteil der einen oder anderen Art zuzurechnen sein müssen. Wer sich je einen tschechischen Wolfshund angetan hat, weiß, was ich meine. Es gibt ja auch Hybride von Hunden mit Coyoten, Schakalen und ich mein sogar Füchsen. Trotzdem wird keiner auf die Idee kommen, zu behaupten, das sei die gleiche Art. Interessanter find ich die Frage, wie es überhaupt zur Divergenz der beiden Linien kam, ob dabei der Mensch eine Rolle spielte, und wenn ja, passiv (Selektionsdruck allein durch sein Vorhandensein) oder aktiv (gezielte Förderung von Individuen mit nützlichen/angenehmen Eigenschaften vs Elimination von unerwünschten Individuen). Dass mir der hund das liebste sei gantenbein. Ich könnt mir vorstellen, daß ja. Erst passiv, später aktiv.
Zahme Bettler bekamen was ab, aggressive Diebe wurden weggejagt/getötet mit der Folge, daß ein Selektionsdruck entstand einerseits in Richtung unterwürfig, zutraulich, fehlertolerant, Menschenversteher, und andererseits in Richtung scheu, vorsichtig, intolerant, schnell und unveränderlich geprägt. Noch keineswegs im Bereich der Domestikation anzusiedeln, eher Kulturfolger. Domestikation wäre dann die aktive Phase. Oder so: damit eine neue Art entsteht sind in der Regel veränderte Umweltbedingungen bei räumlicher Trennung erforderlich. Möglicherweise im Rahmen der letzten Eiszeit so passiert. Mensch und Wolf auf einer einsamen Tundra-Insel inmitten unüberwindlicher Gletscher. Dass mir der hund das liebste sei english. Kooperation oder Tod. Wer nicht kooperiert, geht unter. Auf der nächsten Tundra-Insel nur Wölfe, die sich den eisigen Bedingungen ohne menschliche Beteiligung anpassen...