Diese Tradition hat die Christenheit von Israel übernommen: Auch wir singen Psalmworte, wenn wir mit dem Gottesdienst beginnen. "Introitus" heißt übersetzt "Eintritt"; wir nennen unsern Eingangspsalm so. Übrigens werden wir genau dieses Wort aus dem 95. Psalm, das wir hier bedenken, in drei Wochen als Introitus singen; es ist dem Sonntag Rogate zugeordnet. Auf den Introitus folgt dann immer das Kyrie. So haben die Griechisch sprechenden Menschen der Antike ihren Herrschern gehuldigt; sie haben sich vor ihnen gebeugt und demütig ihre Hilfe erbeten: "Kyrie eleison! " – "Kyrios, Herr, erbarme dich! " Damit brachten sie zum Ausdruck, dass sie auf Schutz und Hilfe dieser Herren angewiesen waren und ihnen die entsprechende Macht auch zutrauten. Die Hebräisch sprechenden Menschen der Antike haben dasselbe ausgedrückt mit dem Wort "Hosianna": "Hilf doch! " Nun verstehen wir, warum die Christenheit die Rufe "Kyrie eleison! " und "Hosianna! Predigt Psalm 95,6-7a. " in den Gottesdienst übernommen und auf ihren Herrn bezogen hat: "Herr, erbarme dich!
So heißt es auch am Anfang des Psalms: "In seiner Hand sind die Tiefen der Erde, und die Höhen der Berge sind auch sein. Sein ist das Meer, und er hat's gemacht, und seine Hände haben das Trockene bereitet. " Aber Gottes Hoheit hat noch einen weiteren Grund. Er hat das Volk Israel zu seinem Eigentumsvolk erwählt – so wie eine Schafherde ihrem Hirten gehört. Und er hat auch uns in sein Reich hineingenommen, dass wir nun Kinder des himmlischen Vaters sind. Betet Gott an! – EFG Bayreuth. Weil er uns erwählt und erlöst hat, ist er unser König, und wir sind sein Volk. Schon in ältesten Zeiten hat man Könige mit Hirten verglichen. Wenn wir uns alte Pharaonenbilder genau anschauen, dann können wir feststellen, dass die ägyptischen Herrscher Krummstäbe als Zepter in der Hand hielten – Hirtenstäbe also. Israels Könige werden im Alten Testament wiederholt als Hirten des Volkes bezeichnet. Zusätzlich zu Gottes Schöpfermacht spricht unser Psalm auch ausdrücklich von Gottes Königswürde: "Er ist unser Gott und wir das Volk seiner Weide und Schafe seiner Hand. "
2. Lange schon waren die Israeliten unterwegs in Richtung auf das Land der Verheißung. Manchmal schienen sie die Orientierung verloren zu haben, denn der Weg nahm kein Ende und machte die Wanderer mürbe. Es braucht eben ein ganzes Menschenleben, um ins verheißene Land zu gelangen. Aber wer denkt schon daran? Psalm 95 6 predigt english. Kein Wunder also, dass die Stimmung im Volk irgendwann den absoluten Nullpunkt erreichte. "Wo soll denn hier ein Brunnen sein, damit Menschen und Tiere sich stärken können? " murrten einige. Gelegentlich mag ja jemand vor sich hin geschimpft haben, weil das Nomadenleben vorwiegend Mühen bereithielt. Doch als sich herausstellte, dass dieser Rastplatz in der Wüste nicht einmal Wasser bot, ging ein Aufschrei durchs Volk: "Wir müssen hier verdursten! " Wo die Befriedigung von Grundbedürfnissen in Gefahr gerät, reagieren Menschen schnell panisch. Zu allererst bleiben dabei Vernunft und Besonnenheit auf der Strecke. Das erweist sich auch und daran hat sich bis heute nichts geändert an der spontanen Suche nach einem Schuldigen und an der Verklärung der Vergangenheit.